Romanushaus - historisches Bauwerk in der Leipziger Innenstadt - Geschichte

"Ich sah hier große Vorstädte, darin schöne Häuser, Paläste und Gärten, allenthalben schöne Alleen; die gemauerten Brücken, ja die Stadtmauern, alles war angemalt, die Spitzen der Kirchen, die man kaum vor den hohen Wohnhäusern hervorragen sehen konnte, waren vergoldet. Wir fuhren in das Alt-Ranstädter Tor, und der Brühl, so eine lange, nicht abzusehende, sehr breite und gerade Gasse mit den schönsten Wirtshäusern, bezauberte uns."
(Karl Beier, Alfred Dobritzch, Karl Lamprecht: Tausend Jahre deutscher Vergangenheit in Quellen heimatlicher Geschichte)

Im Zeitraum von etwa 1680 bis 1760 entstanden in Leipzig die herrschaftlichen Bürgerbauten im Barockstil. Eingeleitet wurde die Leipziger Barockbauperiode vom durch den Stadtrat beauftragten Neubau der Handelsbörse (seit 1886 "Alte Handelsbörse") am Naschmarkt. Dennoch wurde das barocke Stadtbild vornehmlich nicht von öffentlichen Gebäuden (Thomasschule, Georgenhospital, Zeughaus, etc.) geprägt, sondern von zahlreichen privat finanzierten Bürgerhäusern. Rund ein Drittel der Innenstadthäuser wurden umgebaut oder neu errichtet.

In dieser Zeit gestaltete man die Katharinenstraße – zeitgenössisch auch Katherinen- oder Catherstraße genannt – als bauliches Prachtstück. Und gleich zu Beginn dieser Bauperiode setzte das Romanushaus Maßstäbe.

Sein Bauherr war Bürgermeister Franz Conrad Romanus, ein Günstling August des Starken. Romanus, der während seiner Amtszeit vielfältige städtische Verbesserungen durchgesetzt, wie z. B. Anlage einer Straßenbeleuchtung, der Bau einer Kanalisation und die Pflasterung von Hauptstraßen, wurde bereits im jungen Alter als Bürgervater bei der Stadtbevölkerung beliebt.

Romanus ließ sein beinahe fürstliches Stadtpalais von dem aus Dresden gekommenen Ratsbaumeister Gregor Fuchs an der Ecke Brühl / Katharinenstraße errichten. Die in vier Jahren Bauzeit aufgelaufenen Baukosten vermochte er nicht mit eigenen Mitteln zu tragen - er vergriff sich deshalb an städtischen Geldern und beging Schuldscheinbetrug. Als die Sache ruchbar wurde, vermochte ihn auch sein königlicher Gönner nicht mehr retten. Er musste für den Rest des Lebens ins Gefängnis und wurde vorerst in der Pleißenburg, später in Pirna und schließlich auf der Festung Königstein inhaftiert. Sein Haus aber machte der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Stecher Peter Schenk aus Amsterdam in ganz Europa durch den Kupferstich von 1704 bekannt.

Das Romanushaus fiel im Rahmen des Konkursverfahrens gegen die Familie Romanus‘ an seine Frau Christiana Maria. Die Tochter von Romanus und seiner Frau, die Schriftstellerin Christiana Mariana von Ziegler richtete hier 1730 einen der ersten literarisch-musikalischen Salons in Deutschland ein. Zu dessen Besuchern zählte neben Johann Christoph Gottsched auch Johann Sebastian Bach.

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